Kleinode im Norden
08.04.14 22:00 2014102014
In Ostfriesland ist die Landschaft groß - zum Ausgleich sind die Städte klein. Keine von ihnen überschreitet die 50.000er-Einwohner-Grenze. Alle bleiben überschaubar und knuddelig. Aurich hat eine nette kleine Fußgängerzone mit einer skurrilen Skulptur in der Mitte. Aus dem Internet erfahre ich nach relativ 'langer' Suche, dass sie als "Sous-Turm" firmiert, 1990 entstanden ist, im Wesentlichen aus mit Plexiglas verkleideten Stahl-Abfällen des Forschungszentrums Jülich besteht und in der Bevölkerung stark umstritten sein soll. Das glaube ich wohl. Dennoch fügt sich das Ding durchaus in die Umgebung ein, sieht irgendwie urig aus und verpasst dem kleinstädtisch-gemütlichen Zentrum einen unerwarteten Hieb in die Moderne. Gegensätze ziehen sich an und warum sollte nicht ein Raumschiff aus Versehen mal in Aurich landen? Vollkommen passend, aber ebenso unerwartet, entpuppt sich ein Lotto-Zeitschriften-Shop als erste Adresse für Genießer: ausgewählte Zigarren, hochwertigste Spirituosen und vielfältige Speiseöle finden sich im hinteren Ladenteil - faszinierend, spektakulär und unwiderstehlichkeitsbar. Während uns in Aurich nur ein Wolkenguss unter das schützende Dach eines italienischen Restaurants treibt, suchen wir in Leer Schutz vor wechselnden Regenfällen in einem kleinen Café im Zentrum. Eigentlich ist die Stadt Leer ebenfalls süß, leider nimmt ihrem "Aroma" das viele Wasser von oben ein wenig die Würze. Selbst das heimische Wasser in seinen meistenteils feststehenden Grenzen kommt weniger zur Geltung, wenn es durch grenzenlose nasse Güsse Unterstützung erfährt. Schade, doch April bleibt April und jedes Kleinod muss irgendwann vom Staub befreit werden. Aber warum gerade heute?
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