Sphärische Störungen

Heute war der Tag. Der Zeitpunkt schien günstig, denn meine gesamte eheliche Gemeinschaft hatte Termine in Wolfsburg (kurz: meine Frau und ich). Ich fasste mir also ein Herz und machte mich auf den Weg. Geparkt habe ich im altgewohnten Parkhaus. Die Annäherung war unproblematisch. Jedoch beim Öffnen der ersten Tür meiner alten Firma, umfingen mich sofort sphärische Störungen. Mein Otium vermeldete virenähnliche emotionsbasierte Einflüsse. Das Vorzimmer strahlte Hektik aus, indem zwei Chefs mit einer Mitarbeiterin altbekannte Diskussionsmodelle praktizierten. Auf dem Flur lief mir, eilends unterwegs, meine Lieblingskollegin über den Weg, stoppte gerade noch rechtzeitig und nahm sich dankenswerterweise Zeit für eine - den Umständen angemessene - ausführliche Begrüßung. Meine Ex-Kollegen im Nachbarraum waren, wie früher, im Gespräch vertieft und opferten dennoch wertvolle - und nicht wenige - Minuten für eine kurzweilige Plauderei. Auch ansonsten konnte ich manch interessantem Austausch praktizieren. Dennoch prägte die Räume die altbekannte otiumresistente Stress- und Hektikatmosphäre. Beladen mit einem durch persönliche Chefwidmung aufgewerteten Foyerfoto verließ ich die alt- aber nicht neu-vertrauten Räumlichkeiten.

Bei einem großen Café Crema ließ ich diese retrospektivische Erfahrung hinter mir. Im Vapiano erweiterte ich daraufhin meine Pizzakenntnisse und freute mich meiner Freiheit. Freiheit in meiner Sprache heißt Otium.
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