War die Reformation ein Fehler?
21.01.13 16:01 201342013
Ja, ich bekenne es, obwohl - oder gerade weil? - ich von Herzen überzeugter Christ bin, gehöre ich seit einigen Jahren nicht mehr der Landeskirche an, ich bin ausgetreten. Das fiel mir damals nicht leicht und hat mir immer wieder zu schaffen gemacht, denn eigentlich mag ich die Landeskirche - nur theologisch bin ich mit ihr verquer. Doch heute wurde meine damalige Entscheidung deutlich bekräftigt. Ein guter Bekannter war durch einen modernen Jugendgottesdienst stark irritiert und rief deshalb bei der Landeskirche Hannover, Kontakt, einen - nennen wir ihn Pastor G.- an. Der hatte es eilig, sein Zug ging wohl, und er erläuterte daher in gebotener Kurzfassung - so unser Bekannter - die gegenwärtig gültige kirchliche Sichtweise in etwa so: Gott ist allmächtig, einen Gegenspieler hat er nicht, der Teufel sei eine Erfindung und das Familienbild der Bibel sei nicht mehr aktuell. Das deckt sich, könnte ich mir gut vorstellen, sicher mit der Meinung vieler Kirchenmitglieder. Nur in der Bibel steht es halt anders.
Und jetzt kann ich leider nur noch sarkastisch fragen: Wie wäre es, wenn die Kirche konsequenterweise die Bibel umformulierte, um Irritationen aus den Evangelien, einschließlich der ansonsten so hoch gelobten Bergpredigt und den Briefen zu vermeiden? Das könnte doch manche, zum Teil mit Verbitterung geführte, Auseinandersetzungen um den Urtext vermeiden - schafft einfach einen neuen! Vielleicht, der Gedanke drängt sich auf, hat Luther doch einen Fehler gemacht, als er die Bibel übersetzte und sie für jedermann öffnete. Wäre sie weiterhin nur für Theologen lesbar, wäre es doch viel einfacher uns querköpfigen unverständigen Laien das jeweils zeitgeistig aktuelle Evangelium zu predigen. War die Reformation ein Fehler?
Ja, es ist mir bewusst, dass ich ab hier in die konservative Ecke gestellt werde. Dann sei es so. Ich hasse dieses zweidimensionale Denken: Freund/Feind, progressiv/konservativ oder schwarz/weiß. Wir Menschen fallen immer rechts oder links vom Pferd, reiten können wir nicht. Typisch ist unser Grabenkrieg um den Umgang mit Homosexuellen. Jahrhundertelang grenzen wir sie aus, nehmen keinerlei Rücksicht auf ihre Persönlichkeit und laden so Schuld über Schuld auf uns. Dann fällt uns nichts besseres ein, als die gleichgeschlechtliche Gemeinschaft der Ehe gleich zu stellen. Sorry, aber ein die Kirche durchdringender verständnisvoller Umgang mit biblischen Aussagen und ein gegenseitiges rücksichtsvolles Tragen und Ertragen funktioniert anders. Obwohl wir uns Gemeinde Jesu nennen, präferieren wir den Boxkampf - und zwar auf beiden Seiten. Die Positionen stehen festgemauert auf der Erden, nur mit Gewalt zu zerstören. Also gebrauchen wir beiderseits bombige Beschlüsse und Mauerspechte. Toll! Wer Mut zur Veränderung hat, begebe sich auf den langen gemeinsamen mühevollen Pilgerpfad der gegenseitigen Hochachtung und des Hörens aufeinander. Alle anderen mögen weiterhin ihre Giftpfeile verschießen - doch bedenkt eins: Giftpfeile sind niemals Segenspfeile.
Tja - und wie ich das alles noch einmal so lese, geht mir auf - ich bin nicht anders, wie das, was mich ärgert. Ich reagiere ebenso plump. Dennoch: Ich träume davon ein Ergebnis zu erarbeiten statt eine bestehende Meinung durchzusetzen. Ich träume von einem Evangelium für die Menschen statt eines menschlichen Evangeliums oder eines Evangeliums der Pflichten und Rechte. ich träume von einem liebenden Gott mit festen Grundsätzen und wünsche mir die Weisheit beides nicht zu verwechseln. Rolf, du armer Träumer.
Und jetzt kann ich leider nur noch sarkastisch fragen: Wie wäre es, wenn die Kirche konsequenterweise die Bibel umformulierte, um Irritationen aus den Evangelien, einschließlich der ansonsten so hoch gelobten Bergpredigt und den Briefen zu vermeiden? Das könnte doch manche, zum Teil mit Verbitterung geführte, Auseinandersetzungen um den Urtext vermeiden - schafft einfach einen neuen! Vielleicht, der Gedanke drängt sich auf, hat Luther doch einen Fehler gemacht, als er die Bibel übersetzte und sie für jedermann öffnete. Wäre sie weiterhin nur für Theologen lesbar, wäre es doch viel einfacher uns querköpfigen unverständigen Laien das jeweils zeitgeistig aktuelle Evangelium zu predigen. War die Reformation ein Fehler?
Ja, es ist mir bewusst, dass ich ab hier in die konservative Ecke gestellt werde. Dann sei es so. Ich hasse dieses zweidimensionale Denken: Freund/Feind, progressiv/konservativ oder schwarz/weiß. Wir Menschen fallen immer rechts oder links vom Pferd, reiten können wir nicht. Typisch ist unser Grabenkrieg um den Umgang mit Homosexuellen. Jahrhundertelang grenzen wir sie aus, nehmen keinerlei Rücksicht auf ihre Persönlichkeit und laden so Schuld über Schuld auf uns. Dann fällt uns nichts besseres ein, als die gleichgeschlechtliche Gemeinschaft der Ehe gleich zu stellen. Sorry, aber ein die Kirche durchdringender verständnisvoller Umgang mit biblischen Aussagen und ein gegenseitiges rücksichtsvolles Tragen und Ertragen funktioniert anders. Obwohl wir uns Gemeinde Jesu nennen, präferieren wir den Boxkampf - und zwar auf beiden Seiten. Die Positionen stehen festgemauert auf der Erden, nur mit Gewalt zu zerstören. Also gebrauchen wir beiderseits bombige Beschlüsse und Mauerspechte. Toll! Wer Mut zur Veränderung hat, begebe sich auf den langen gemeinsamen mühevollen Pilgerpfad der gegenseitigen Hochachtung und des Hörens aufeinander. Alle anderen mögen weiterhin ihre Giftpfeile verschießen - doch bedenkt eins: Giftpfeile sind niemals Segenspfeile.
Tja - und wie ich das alles noch einmal so lese, geht mir auf - ich bin nicht anders, wie das, was mich ärgert. Ich reagiere ebenso plump. Dennoch: Ich träume davon ein Ergebnis zu erarbeiten statt eine bestehende Meinung durchzusetzen. Ich träume von einem Evangelium für die Menschen statt eines menschlichen Evangeliums oder eines Evangeliums der Pflichten und Rechte. ich träume von einem liebenden Gott mit festen Grundsätzen und wünsche mir die Weisheit beides nicht zu verwechseln. Rolf, du armer Träumer.
blog comments powered by Disqus