Die DDR lebt
19.11.13 22:02 2013102013
Im Grunde genommen reicht es meiner nicht vorhandenen Eitelkeit, wenn mir meine seit Jahrzehnten ange- und anvertraute Liebes- und Lebensgefährtin die Haare schneidet. Doch sie will das seit einiger Zeit nicht mehr. So sammle ich nun Erfahrungen über professionelle Haarverkürzungsinstitutionen. Heute komme ich dazu, wie die Hornfädenspezialistinnen mangels Kundschaft aneinander ihre Fähig- und Fertigkeiten erproben. Sollen sie doch. Ich muss allerdings daselbst bis zur Beendigung ihrer internen Fortbildung ausharren. Auch nett. Inzwischen laufen drei weitere Herren und eine Dame (oder ist diese nur die emotional unterstützende Begleitung des letzten Herrn?) auf. Wir alle beschäftigen uns irgendwie mit dem angebotenen mehr oder weniger interessanten Lesestoff, bis es den Hairstylistinnen gefällt uns ihre Künste angedeihen zu lassen. Die mir zugeteilte Fachkraft kürzt meine wallende Haarpracht mit der distanzierten Würde einer mit dieser Anforderung weit unterforderten Spezialistin. Sie antwortet sogar freundlich, kurz aber dennoch präzise auf meine kargen Wortbeiträge. Voll beeindruckt von dem Ostalgie-Charme eines westdeutschen Meisterbetriebes gebe ein großzügiges Trinkgeld. Die DDR lebt. Auch in der BRD. Äh, ich meine, in Gesamtdeutschland.
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