Ödes Getue an einem öden Tag

Oh, wie öd ist mir zumute. Heute ist einer dieser Tage, dieser ganz besonderen Ödnisse. Alles fing schon vor ein paar Tagen an, als unsere Freundin ihre Frühstückseinladung absagte, weil ein Enkeleinsatz ihren Geburtstagsgästen die ersehnten Plaudereien mit kulinarischer Anreicherung raubte. Ich hätte ahnen müssen, dass kein adäquater Ersatz auf mich harrte. Der Tag startet mit Diavernichtung. Es ist als risse ich mir Highlights meines Lebens aus dem Herzen. Ich fühle mich uralt dabei. Ja, ja sie sind alle digitalisiert, mehrfach gesichert - aber es sind die originalen fest im Innern verankerten Jugenderlebnisse die ich hier über den Deister gehen lasse. Ja, Jugenderlebnisse - für jemand über 60 zählt alles vor 50 dazu. Und es kommt noch schlimmer! Am Nachmittag schleicht sich die Ablage auf die Tagesagenda. Ablage, welch grauenvolles Event! Berge von Papier müssen entsorgt oder geordnet werden. Die Aussichten bleiben trübe: morgen oder übermorgen wollen Hefter, Locher und Ordner zur Höchstform auflaufen, erwartungsvoll grinsend lauert meine Numbers-Tabelle. Sie allein weiß an welcher Stelle welche Rechnung, Bedienungsanleitung oder Zettelei zu finden ist - vorausgesetzt ich erfasse sie pedantisch korrekt. Da kommt noch was auf mich zu. Ich bin doch zu Hause - weshalb quälen mich die Akten weiter? Ihr nervt!
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