Danktag
18.04.14 22:02 2014102014
Karfreitag. Zwei Gottesdienste habe ich erlebt - einen im Radio, den anderen live in Ohof. Die Unterschiede sind erfrischend. Der eine bringt die biblische Karfreitagsbotschaft auf den Punkt: Jesus ist für unsere Schuld gestorben, sein Opfertod hat den Weg zu Gott frei gemacht. Der andere Gottesdienst hat eine familiärere Atmosphäre nur bei der Predigt zieht die Superintendentin große Kreise und vermeidet tunlichst auf den Punkt zu kommen. Mir ist inzwischen klar, dass viele Menschen keinerlei Beziehung zu dem Begriff "Opfer" haben und ihn mit völlig negativen Urteilen belegen. Das Selbstverständliche, das dem Opfer zu Jesu Zeiten noch innewohnte stößt heutzutage auf völliges Unverständnis. Zwei Kulturkreise beargwöhnen sich - die Heutigen blicken mitleidsvoll auf die Damaligen herab und bilden sich etwas auf ihr neues humanes Verständnis ein. Sie sind vollkommen blind dafür, dass ihre sogenannte Humanität eine dünne Tünche ist, die - damals wie heute - nur ihre Brutalität verdecken soll, die auf die nächste Gelegenheit wartet, um hervorzubrechen. Man schaue sich einfach mal mit offenen Augen in unserer Welt um. Die Grundhaltung des Egoismus, die einzig im Selbsterhaltungstrieb ihren tatsächlichen Sinn findet, führt in ihrer Perversion zu Rassenhass, Verfolgung von Minderheiten und dummdreisten Überlegenheitsphantasien. Meine Vorstellung von einem gerechten Gott lässt es nicht zu, dass er milde lächelnd über dies alles hinwegblickt. Ich staune eher, dass ein Opfer zur Sühne ausreichen soll. Das wiederum kann ich nur fassen, weil er, der unschuldige, gerechte, im wahrsten Sinn des Wortes gute Gott persönlich sich für uns hingegeben hat. Wenn ich allein auf den Berg menschlicher Untaten blicke, den ich überschauen kann - wundert es mich über die Maßen, wie man auf die Idee kommen kann, dass Gott das alles so einfach augenzwinkernd wegstecken könnte. Ob wir uns einen niedlichen handzahmen Gott basteln, weil uns die Vorstellung eines absolut gerecht richtenden Gottes Angst macht? Mich jedenfalls tröstet das Wissen, dass ich meine krummen Pfade nicht "bezahlen" muss, sondern Jesus mich von allem menschlichen Lebensdreck gesäubert hat. Danke!!!
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