September 2012

Tag 30 - Sonntag - Ende des aktiven Berufslebens

Einen weiteren Hafen verschlafen wir mehr oder weniger. Wenig ausgeruht schlappe ich zum Frühstückssaal um 7 Uhr - SHOCKING - das halbe Schiff will frühstücken und im vorderen Saal sind alle Plätze belegt. Der hintere ist gesperrt. Netterweise öffnet das Personal ihn dann doch. Wahnsinnig lange Schlangen beim Kaffee, alle Spiegeleier im Nu vergriffen. Es tobt der Bär. Das kann ja heiter werden.

Pünktlich um 8:10 Uhr versammeln wir uns in der Rezeption zum Ausflugsantritt. Oder besser gesagt: wir wollen uns dort versammeln. Die Menge der Teilnehmer wogt schon die Treppe hoch. So ist das also bei einem Ausflug. Aufgrund eines noch recht intakten Bewegungsapparates ergattern wir Plätze im deutschsprachigen Bus, der bis auf den letzten Platz gefüllt wird. Schlagartig hören hier die negativen Erfahrungen auf und es wird alles gut. Der Guide ist Spitze. Per Bus fahren wir zur ältesten Kirche in Harstad. Dort gibt es sogar einen Kurzgottesdienst. Halleluja. Außerdem ist die Kirche sehr sehenswert - sie hat viele innere Qualitäten. Wir erfahren, dass damals die kirchlichen Zwangsabgaben mangels monetärer Möglichkeiten in Stockfisch abgegolten wurden. Derselbe fiel in solchen Mengen an, dass das Kirchenpersonal ihn nicht allein konsumieren konnte und ihn nach Deutschland und an andere europäische Staaten verkaufte. Im Gegenzug wurde wertvolles Kirchenzubehör erworben und diente der schmuckvollen Ausgestaltung ihrer Kirchen. Das ist heute noch zu bewundern. Außerdem zeigte die Kirche sich weltoffen, denn an der alten Tür ist noch heute die "Musterelle" zu besichtigen, an der man damals gekauften Stoff nachmessen konnte.

Adolfs Kanone fand ich dagegen eher schockierend. Massive Geschütze, die über 43 Kilometer Reichweite im 1-Minuten-Abstand feuern konnten, halte ich für eine Verschwendung von Ingenieurswissen. Von russischen Kriegsgefangenen aufgebaut, viele von ihnen starben dabei, wurden massive Bunker und Abschussvorrichtungen konstruiert, die aber nie ernsthaft in Einsatz kamen, weil die Alliierten die Reichweite der Kanonen kannten und außerhalb operierten.

Ein Museum über die Geschichte Nordnorwegens und Harstads, wunderschön gestaltet mit sehr anschaulich präsentierten Inhalten erfreute uns nach dem Kanonenschwachsinn. Draußen lachte die Sonne, es wurde immer wärmer - ein toller Tag. Mit einer Fähre überquerten wir den Fjord und erreichten rechtzeitig die Polarlys in Sortland. Sie hatte inzwischen die Insel außen herum umfahren.

Nach dem Mittagessen gab es eine mir zwangsverordnete Otium-Auszeit. Die Polarlys hielt in dieser Zeit u.a. eine Stunde in Stokmarnes und begab sich in Richtung Raftsund. Den sollte man allerdings nicht verschlafen. Imponierende Felswände, die wir fast zum Greifen nahe passierten. Extrem beeindruckend. Dabei luden wir während der Fahrt unsere Orka- und Seeadlergucker aus, die zu ihrer Exkursion starteten.

Die nächste Erkenntnis folgte auf dem Fuße: der Raftsund ist noch zu toppen! War schon der Trollfjord bei Nacht faszinierend, scheint er mir bei Tage noch interessanter zu sein. Das Schiff fuhr so nahe am steil emporsteigenden Felsen entlang, das man auf die Ansage wartete: "Blumen pflücken während der Fahrt verboten." Aber sie kam natürlich nicht, denn ein paar Armlängen mehr waren es dann doch. Am Ende des Fjords passte das Schiff längs gut rein. Und das genügt offensichtlich für ein Wendemanöver. Respekt. Doppelter Respekt, wenn ich bedenke, dass die Mannschaft das auch bei Nacht schafft. Jungs und Mädchens, Ihr seid wirklich gut!

Die Stopps in Svolvær und Stamsund übergehe ich einfach in der Nonchalance eines müden Reisenden.

Die Fortsetzung unserer Reise und alles weitere bis zum endgültigen Ruhestand findet Ihr unter "Volontariat".
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Tag 29

Mehamm, Kjøllefjord und Honnigsvåg verschlafen wir, aber dennoch sind wir recht früh munter. Der MS Richard With begegnen wir beim Frühstück. Ein wenig später dürfen wir die Brücke der Polarlys besichtigen. Der ganze Pott wird tatsächlich weitgehend von einem Autopiloten gesteuert. Sollte Handarbeit mal nötig sein, beim Anlegen beispielsweise, wird der Kahn über einen Joystick gesteuert, besser gesagt über mehrere Joysticks. Der Steuermann hat einen, der Kapitän dito, dann gibt es Backbord ganz außen einen und Steuerbord ebenso- für die Anlegemanöver. Außer einigen Programmupdates sei die Ausstattung der Brücke unverändert, versichert man uns. Für 1996 ist das ein erstaunlich hoher Standard. Übrigens, die Sicht auf der Brücke ist sensationell, aber das ist sicher auch gut so.

Bald darauf passieren wir eine Goldquelle Norwegens, der Insel Melkøya - die erste Anlage Norwegens für den Export von flüssigem Gas.

In Hammerfest verlassen wir unser Schiffchen und spazieren durch die nördlichste Stadt der Welt. Sie hat zweifellos eine wunderschöne Kirche und beeindruckend ansteigende Berge hinter den wenigen Häusern. Ansonsten scheint sie eher nach praktischen Kriterien geplant zu sein. Doch zu mehr als einem ersten Eindruck reicht die Zeit nicht. Verborgene Qualitäten kann man so schnell nicht entdecken.

Nun haben wir für morgen doch eine Ausflug gebucht: Inselwelt der Vesterålen. Kurze Zeit später ist der Ausflug ausgebucht. Wir dürfen gespannt sein.

Fünf Minuten halten wir in Øksfjord, eine halbe Stunde in Skjervøy und erreichen kurz vor zwölf Tromsø. Das dortige Mitternachtskonzert ist nichts für uns, da der nächste Tag bereits um sieben mit dem Frühstück beginnen soll.
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Tag 28

Das Wetter schlägt zu: Sturm. Regen. Nach so vielen sonnigen Tagen kann man kaum Einwände hervorbringen. Das Schiff geht auf und nieder, noch recht verhalten, aber deutlich spürbar. Doch kaum sind wir im Fjord, der uns nach Kirkenes leiten wird, hört der Seegang urplötzlich auf. Faszinierend. Leicht gleiten wir auf die Halbzeitpausenstadt zu.

Der Wendepunkt der Reise in Kirkenes ist für uns dann doch mehr ein "An-Bord-Tag". Das tut meiner Erkältung gut und ein verregnetes Kirkenes wird mich zweifellos auch nicht beeindrucken. Ich komme bei besserem Wetter wieder und gebe dann ein fundierteres Urteil ab. Fast versprochen!

Wir gleiten den Fjord entlang Richtung Süden. Diesmal haben wir uns einen Platz ganz vorn an den Panoramafenstern gesichert. Die See ist ruhig. Noch. Aber kaum haben wir den Fjord verlassen, geht es los. Windstärke 7, sagt man uns später. Die Schiffsspitze verneigt sich tief vor den Wellen, die lassen das Wasser so richtig schön aufspritzen und die Polarlys erhebt sich wieder nach oben - mal mehr, mal weniger. Der nächste Hafen liegt noch ein paar Stunden entfernt, so dass wir alle das Schauspiel intensiv genießen können. Beim Dinner bleiben viele Plätze frei.

Für ein kleines Aufatmen bei den Magenkranken sorgen die Stopps in den Häfen. Danach können die anderen sich wieder in den Schlaf schaukeln lassen. Warum werden Babys in Wiegen eigentlich nicht seekrank?
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Tag 27

Zwei Häfen, darunter Hammerfest, die nördlichste Stadt der Welt, passieren wir im Schlaf. Gleich nach dem Frühstück laufen wir Havøysund an. Eine Stadt mit so viel Ladegut, dass wir mit zwanzig Minuten Verspätung abfahren. Im Magerøysund passieren wir das Nordkap von der Landseite her - es wurde ja bekanntlich auf einer Insel platziert, versehentlich selbstverständlich. In Honningsvåg, Hauptort der Gemeinde Nordkapp, legen wir eine lange Pause ein, damit wir Touris das Nordkap besichtigen können, wenn sie wollen. Wir wollen aber nicht.

Stattdessen inspizieren wir die Hafenstadt Honningsvåg. Sie macht einen etwas abgängigen Eindruck, wiewohl unter den Häusern durchaus einige Perlen hervorstechen. Ein wenig Farbe und ein wenig mehr Holzpflege und sie würde wieder strahlen. Die Nordkäppler verspäten sich und so dauert es ein wenig bis zur Abfahrt, aber Zeit zählt nicht gerade zu unseren Problembereichen.

Hier ist die Zeit, einmal über das Geld zu reden. Erst staunten wir über die Preise an Bord. Dann staunten wir über die Preise an Land. Im Vergleich dazu war es an Bord gar nicht so teuer. Im Vergleich zu Deutschland aber sehr wohl. Verdienen die Norweger alle so viel? Eine Flasche Mineralwasser (0.5 l) gut 5,50 Euro. Schokolade liegt bei 7 Euro. Kleidung hat in normalen Läden Boutiquenpreise. Von Alkohol will ich gar nicht reden, da könnte man das Glas in Gold aufwiegen. Für den Preis eines Glases Bier an Bord kaufe ich bei uns einen ganzen Kasten in Deutschland. Wie können die Norweger das bezahlen? Wer kassiert hier so groß ab? Es ist zum Staunen.
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Tag 26

Erkältungstag - Klimaanlagen scheinen nicht meine Welt zu sein. Im Schlaf passierten wir drei Häfen. Beim Aufwachen lagen wir in Harstad. Gegen halb elf kam Neptun an Bord zur Polarkreistaufe mit Eiswasser. Ich hatte mich in die Bibliothek zurückgezogen und pflegte meine Halsschmerzen im gesunden Abstand von Eiswürfeln, die den Rücken herunterrutschten.

In Finnsnes hatten wir eine halbe Stunde Aufenthalt. Eine Hurtigrutenreise ist eben keine Kreuzfahrt, es ist ebenso eine Frachtschifffahrt, wenn man sieht, was so alles in den Laderäumen verschwindet und ein paar Häfen weiter wieder auftaucht.

Tromsø, das Schiff liegt am Kai fast direkt in der Innenstadt, fiel meiner Erkältung zum Opfer. Schlaf statt Expedition - ausnahmsweise sehr wohltuend und erholsam.
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Tag 25

Mehrere Stopps in der Nacht nahm das Unterbewusstsein irgendwie wahr, es war eine persönlich so empfundene unruhige Nacht. Irgendwann am frühen Morgen passierten wir den Polarkreis, für mich sozusagen im Schlaf, und kurz darauf passierte uns die MS Kong Harald. Nice to see her. Gegen halb neun verließen uns die Gletscherfreaks zu ihrem Ausflug - sie wurden auf freier See ausgebootet.

Malerisch ist die Hafeneinfahrt von Ørnes, ein 5-Minuten-Stopp in einem netten Fleckchen Norwegens. Kurz vor Bodø stürmten Massen von Ausflüglern den Speiseraum, damit sie pünktlich zu ihren Touren starten konnten. Danach gab es schöne viele freie Plätze daselbst. Ich liebe Ausflüge um die Mittagszeit.

Die Pause in Bodø war auch meine persönliche Pause. Schön eingehüllt in der Sonne liegen, zwei kleinen Containerschiffen beim Entladen zusehen und einem Anfängersteuermann - beim Einparken erleben, hat schon was. Aber ein Schiff kann man wenigstens, wenn das Ansteuern der "Parklücke" ziemlich danebengeht, immerhin per Tau an die Kaimauer ziehen - beim Auto ist das schwieriger.

In der Pausenzeit kamen die Gletscherfreaks wieder an Bord und traf die wetterfest verschnürte Schlauchbootexkursion wieder ein. Die Gummibootexperten begannen sogleich nach dem "Abhocken" sich einiger "Zwiebelschalen" zu entledigen und nahmen so deutlich an Umfang ab.

Die Lofoten sind unser nächstes Ziel. Wir erreichen sie beim Abendessen nach Durchfahrt durch eine nette enge Hafeneinfahrt mit dem Eindruck, dass das Schiff jetzt eigentlich auf Land stehen müsste. Tat es aber nicht. Durch das kleine Hafentor ging es hinaus in die Dunkelheit.

Gegen Mitternacht servierten uns ein paar Trolle die Trollfjordsuppe (ein paar Tage später auch als 'Minestrone' beim Mittagessen erhältlich) und ein süßes Trollfjordgetränk im Trollbecher (gegen Cash) beim Passieren des Trollfjords. Die Schiffsscheinwerfer beleuchteten die Felsenwände und ein Wohnhaus im Fjord.
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Tag 24

Aufwachen und Trondheim ist in Sicht. Vor dem Frühstück schauen wir beim Einlaufen zu. Es gibt zwei Schiffsparkplätze. Einer ist bereits belegt - mit der Finnmarken, einem Schiff der aktuellen Generation. Es ist größer, manche Kabinen haben sogar einen eigenen Balkon, Pool und Whirlpool dampfen auf dem obersten Deck vor sich hin, nur die Passagiere scheinen alle in Trondheim zu sein. Wie dem auch sei, wir parken rückwärts auf dem hinteren Parkplatz ein, schieben uns elegant an der Finnmarken vorbei, der Kapitän lässt das Heck der Polarlys leicht Richtung Kaimauer einschwenken und schon stehen wir perfekt am Pier. So elegant können nur wenige mit dem Auto rückwärts einparken, aber die haben ja auch keinen Festmacher.

Kurz darauf, bereits um 08:15 Uhr verlassen die Ausflugsbucher das Schiff. Wir bleiben da und frühstücken in aller Ruhe. Die üblichen Platzprobleme sind wie weggeblasen. Ich liebe frühe Ausflüge.

Etwas später machen auch wir uns auf den Weg. Für, auf die eigenen Füße angewiesenen, Individuen haben wir mehr als genügend Zeit. Unsere Eindrücke in der durchlebten Reihenfolge: typisch Hafen, typische Umgehungsstraße, sind die Städte in Norwegen wirklich so hässlich, nette Fußgängerzone, wow, sind hier Ansichtskarten teuer, welch ein mächtiger Dom! Nur dass der mächtige Dom fast 10 Euro Eintrittsgeld pro Person kostet (Minimum, der Domschatz wird extra berechnet - nur das Ansehen, nicht das Mitnehmen). Norwegen ist halt ein arg teures Land. Auf dem Rückweg passierten wir die alten Speicher am alten Hafen, jetzt Bootshafen (Ihr wisst schon, jedem Norweger sein Boot). Die renovierten Lagerhäuser machen Eindruck, einen ganz schnuckeligen übrigens.

Pünktlich waren wir an Bord und durften also weiterhin mitfahren. Mittagessen auf einem vollbesetzten Hurtigrutenschiff ist ein besonderes Erlebnis. Zwischen zwölf und halb zwei ist oft Schlange stehen angesagt, mal kürzer, mal länger. Eine leicht überforderte Crew platziert die Gäste. Optimierungen beim Personal seitens der Reederei machen sich in freien, aber noch nicht eingedeckten Plätzen bemerkbar. So vermittelt die Reise gratis, ganz nebenbei betriebswirtschaftliches Grundlagenwissen.

Aber, gleich ob man sich darüber freut oder Anstoß nimmt, ganz egal: aus dem Fenster schauen, die vorbeiziehende Landschaft (eigentlich ziehen wir ja vorbei und die Landschaft bleibt platziert) anschauen und schon stellen sich die richtigen Relationen wieder her, man wird ruhig und entspannt. Besser kann's nicht sein.

Der Leuchtturm Kjeungskjær Fyr, einer der schönsten Norwegens, lockt die Fotografen auf das Panoramadeck und der enge Stokksund treibt sie auf das Vorderdeck - mich inklusive. Das doch recht massive Schiff manövriert sich gekonnt durch diese Meerenge.

Beim Leuchtturm Buholmråsa Fyr lassen wir uns auf das offene Meer ein und passieren es auf Rørvik zu. Vor der Ankunft ist Dinnerzeit. Eine absolut köstliche Blumenkohlsuppe, gefolgt von einem Super-Lachsfilet und gekrönt von einer Panakotta-Nachspeise der Spitzenklasse. Das war ein Erlebnis und einer besonderen Erwähnung wert.

Kurz vor 21 Uhr erreichen wir, gemeinsam mit der MS Trollfjord, Rørvik. Bei den Hurtigruten übertrumpft jede neue Schiffsgeneration die vorhergehende deutlich, aber möglicherweise sollte die Gesellschaft mal über "Donwsizing" nachdenken, denn den Konkurrenzkampf mit den Kreuzfahrtschlachtschiffen kann sie nicht gewinnen. Besser ist es allemal eine ureigene "Duftmarke" zu setzen, als in der Masse unterzugehen.

Mit einem kräftigen Rechts-Links-Roller, der alle nicht gesicherten Sachen in Bewegung setzte, schickte die Polarlys ihre Passagiere in die Nachtruhe. Angeblich war der Autopilot kurzzeitig ausgefallen - und ich dachte immer es gäbe noch einen leibhaftigen Steuermann.
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Tag 23 - ein Sonntag

Nachdem uns ein leichter Seegang am Tag zuvor in den Schlaf geschaukelt hat, erwachen wir im Hafen von Torvik. Die nächtlichen Anlegemanöver haben wir verschlafen. Viel bekommen wir auch von Torvik nicht mit, denn nach der Morgentoilette sind wir schon wieder unterwegs. Das Frühstück ist kaum verzehrt, da sind wir schon in Ålesund, ein kleine norwegische Stadt noch im Sonntagsschlaf. Eine Dreiviertelstunde Aufenthalt lässt nur einen kleinen Spaziergang zu. Markant sind die zahllosen Boote, die vor Anker liegen - hat eigentlich jeder Norweger sein eigenes Bötchen? Vom Wasser aus sind die direkt am Ufer steil ansteigenden Berge äußerst beeindruckend, die infrastrukturellen Auswirkungen führen uns ein paar Straßen in Ålesund vor: sie erinnern stark an die weltbekannten "Straßen von San Franzisko".

Auf geht's in unseren ersten Fjord, wie man ihn sich so vorstellt: schmal (relativ), hohe Berge zu den Seiten, geziert mit einer Schneehaube und zu ihren Füßen jeweils Ferienhäuser, Bootsschuppen und kleine Häuser im Wechsel. Noch enger wird es im Hjørundfjord. Bei Urke werfen wir den Anker und die Ausflügler verlassen unser schwimmendes Domizil und vertrauen sich für die kurze Überfahrt einem kleineren Fahrzeug an.

Ich nutze die Zeit für Notizen, Entspannung - schließlich sollte ich den letzten Urlaub meines Lebens in vollen Zügen genießen - und komme tatsächlich ein wenig zum Lesen. Doch die lange, kurze Pause ist schnell vorbei, nach Einschiffung der letzten Bustouristen geht es zurück nach Ålesund. Wir machen am bekannten Pier fest, laden und entladen was auch immer und machen uns wieder auf den Weg.

Beim Abendessen wurden wir "Opfer" einer Fehlplanung. Man hatte uns doch tatsächlich den persönlichen Tisch einer Reiseleiterin zugewiesen. Das geht ja gar nicht! Sehr freundlich wurden wir neu "platziert". Zwei ältere Damen sollten uns gegenüber Platz nehmen. Voller Verachtung lehnten sie das ab: "Wir wollen doch nicht während des ganzen Essens gegen eine Wand starren." Schon ein eigenartiges Gefühl als Wand wahrgenommen zu werden. Vielleicht sollte ich mich zuhause um eine passende Tapete kümmern. Egal, so hatten wir ladyfreien Blick auf die See.

Es wird dunkel, gegen 21 Uhr treffen wir beim Anlegen in Molde die MS Richard With, ein Schiff der vorangehenden Generation, das sich auf der Südtour befindet. Auf einer Reise sieht man sich halt immer wieder einmal und könnte, wenn man nachts wach bliebe, fast alle Hurtigrutenschiffe wenigstens optisch kennenlernen.
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Tag 22

Einer der denkbar schlechtesten Morgenstarts: das Portemonnaie mit Papieren und wichtigen Kreditkarten ist weg. Scheinbar spurlos verschwunden, Verzweiflung macht sich breit - besonders bei mir. Dann der erlösende Aufschrei meiner heißgeliebten, durch nichts und niemand ersetzbaren Ehefrau: "Ich hab's gefunden!!!" Von ganz ganz unten rappelt sich die Stimmungslage wieder altersgemäß langsam auf und endet im aus tiefstem Herzen bejubelten "Halleluja - Gott sei Dank!!!!" Das Morgengrauen hat eine ganz neue Bedeutung erlangt.

Professionell und äußerst aufbauend war dagegen unser Frühstück mit frisch zubereitetem Rührei - erstaunlich was ein ***-Hotel so hervorbringt, da können sich manche '****-Residenzen ein Stück abschneiden. Auf zum Flughafen, schnelles Check-In, geduldstrapazierende Handgepäckkontrolle mit persönlicher Kellenabtastung, pünktlicher Start, schneller Flug mit angeblich essbarem Snack und schon waren wir in Bergen und ruckzuck in den Hafen transferiert. Ein kurzes Einchecken bei den Hurtigruten, eine Powerpoint-Präsentation als Sicherheitsunterweisung (mit deutscher Sprache unterlegt, aber alle relevanten Informationen in norwegisch und englisch) und schon durften wir nach der landestypischen Handdesinfektion die Polarlys betreten.

Das Schiff, seit 1996 im Dienst, macht einen ausgezeichneten Eindruck. Unsere Kabine, zugegeben nicht die Kleinste, aber auch nicht die Größte, hat uns auf den ersten, zweiten und dritten Blick gefallen - wir waren zu Hause angekommen. Auch nach einem gründlichen Rundgang durch fast alle Decks blieb der positive Eindruck bestehen - hier sind wir gut aufgehoben.

Das Abendessen gab es diesmal ohne Platzreservierung, dafür mit Warteschlange vor dem Speisesaal. Der Restaurantchef muss seine Ausbildung noch in der ehemaligen DDR absolviert haben: "Sie werden platziert."

Nach dem Ablegen ein Hinausgleiten in Richtung Norden bei zunehmender Dunkelheit, am Land funkeln die Lichter, die schwarzen Konturen der Berge bilden dazu einen unvergesslichen Kontrast. Zu allem Überfluss wartet noch ein Fläschchen Sekt in der Kabine, perfekt untergebracht in einem silberglänzenden Sektkühler, der trotz später Stunde eine perfekte Trinktemperatur sicherstellt. Welch ein Tag!
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Tag 21

Abreisetag. Die Koffer stehen abmarschbereit, die Rucksäcke dito, die Papiere sind vollständig da, beim Geld dagegen fehlt es immer ein klein wenig. Mein Vater kommt pünktlich zum Abholen. Die Bahnfahrt verläuft super, das Wetter in Düsseldorf zeigt sich von seiner besten Seite, das Hotel könnte nicht besser eingerichtet sein und wir sind's zufrieden.

Ein Weizen am Rhein, ein Steak im Blockhouse und ein wenig Weißwein mitten in der Altbierzone, genannt Altstadt, draußen genossen selbstverständlich, zeigt Wirkung positivster Art - Glückshormone durchschwirren unser Innerstes. So könnte die Privatierzeit bleiben.
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Tag 20

Morgen geht es los. Heute war Kleidungpressen angesagt. Ich hatte mein Erfolgserlebnis - die Koffer ließen sich erst drücken und dann sogar schließen. Im Handgepäck ist offensichtlich genug Platz für meine Technikutensilien - erstaunlich was heute so alles transportabel ist und für mich zu einem gepflegten Urlaub dazugehört. Ich bin halt unbelehrbarer Technikfreak, aber nicht ganz so freakig wie die jungen Freaks, mein hohes Alter fordert seinen Tribut.
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Tag 19

Wieder die alten Knochen durcheinandergerüttelt und -geschüttelt, Muskeln behelligt, die ich bislang gar nicht kannte und etliche Poren ein hohes Maß an Feuchtigkeit produzieren lassen, die das T-Shirt deutlich in Mitleidenschaft zog. Mittwoch war Sporttag. Mann, war ich fertig, ich bin halt nichts Gutes gewohnt. Anschließend hatten wir die letzten Shoppingaktionen vor dem Urlaubstrip in Angriff genommen und erfolgreich abgeschlossen.

Abends stand das Packen der Koffer auf dem Programm. Der Platz wird knapp, das zeichnet sich schon ab. Es gilt jede Ecke im Gepäckstück auszunutzen. Notfalls müssen Teile zu Hause bleiben, aber mit etwas Druck passt es schon irgendwie.

Die Mitgliederstunde habe ich meiner Frau überlassen. Die neue Gemeindeleitung soll in Ruhe und Frieden arbeiten, als Ex-Vorsitzender muss ich lernen mich zurückzunehmen und mich in den hinteren Reihen zu platzieren. Von dort sieht man, im Gegensatz zu einem vielzitierten Werbespruch des "Ersten", übrigens manches entspannter, als in der ersten Reihe.
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Tag 18

Ein Otium-Tag. Ruhe, Gelassenheit und mühelose Abarbeitung offener Internetaufgaben - so soll ein Tag sein. Nun ja, am Abend verblüfft mich mein Skydecoder mit Vergesslichkeit - statt Favoriten kommt "kein Signal". Aber nach einer knappen Stunde ist wieder alles, wie es sein soll. Tagesfazit: Gegen hektische Betriebsamkeit und problematische Lösungen hilft entscheidend ein Privatier-Status.
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Tag 17

Telefontarife sind ein Dschungel. Wer den günstigsten erwischen will muss viel rechnen, vertrauen, dass sich zum Vorjahr nichts ändert und hoffen, dass er Telekomabrechnungen korrekt interpretieren kann - mithin so eine Art Lotteriespiel. Ich habe jetzt meinen Eltern einen neuen verpasst - mal schauen, ob sie mich loben oder in die Wüste wünschen. Warten wir die erste "Ausspielung" im Oktober ab.
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Tag 16 - ein Sonntag

Die reformierte Gemeinde in Wolfsburg feiert ein Gemeindefest und wir sind als Gäste mittendrin. Es war wirklich nett. Besonders genossen habe ich es an einer Gemeindeversammlung teilzunehmen und keinerlei Verantwortung in der Gemeinde zu tragen - einfach nur zuschauen, toll! Blauer Himmel, septemberwarme Temperaturen und nette Leute - das hatte schon was.

Anschließend relaxen auf der Terrasse, Pfeife rauchen, Cappuccino trinken und "Fünfe gerade sein lassen" - welch ein Sonntag! Ich freue mich richtig auf den Montag!
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Tag 15

Lustiger Tag - die Nummer meiner Eltern ist zwar jetzt bei allen Angerufenen sichtbar, aber sie selbst sehen keine Nummer eines Anrufers. Eine gute Stunde habe ich am Telefon und am Anschluss herumgebastelt und dann bei der Telekom angerufen. Hätte ich gleich tun sollen, denn technisch war alles okay, nur der Tarif war uralt. Listig wie die Tarifgestalter der Telekom nun einmal sind, lassen sie bei uralt-Tarifen zwar die Übertragung der Nummer zu, wer aber die Nummer eines Anrufers sehen will, benötigt einen neuen "modernen" Tarif. Schlitzohren ich sehe euch zucken. Ich war "not amused"
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Tag 14

Ich bin immer wieder erstaunt wie eine schlichte Gastronomie in einer Kleingartenkolonie mit einem echt guten Essen glänzen kann. Man sitzt zwar zwischen immerblühenden Plastikpflanzen - ein sehr gewöhnungsbedürftiges Ambiente - wird aber um so mehr von den Speisen verwöhnt. Wohlgemerkt ich rede hier nicht von Sternegastronomie, also winzigen wohlschmeckenden Happen für den "hohlen Zahn", sondern von der von Gourmets so verachteten bürgerlichen Küche. Ja, ein in krokettengröße servierter Rehrücken, künstlerisch arrangiert auf überdimensionalen Tellern mit übersichtlichen Beilagen, mag geschmacklich eine "Offenbarung" sein - sein Sättigungswert erreicht kaum den nachweisbaren Bereich. Wie wohltuend ist dagegen ein Rumpsteak oder Schnitzel in appetitstillendem Umfang auf kleineren, aber gefüllten Tellern, wenig künstlerisch dafür aber mit viel Liebe arrangiert, ergänzt durch in ausreichender Anzahl servierten Beilagen.

Es ist eben alles eine Sache des Geschmacks. Ein Teil der Bevölkerung verlässt frohgestimmt nach einem 7-Gänge-Menü und einem leicht gefüllten Magen, ergänzt durch einen kräftig erleichterten Geldbeutel ihren "Gourmettempel". Ein anderer Teil geht ebenso fröhlich nach einem 3-Gänge-Menü mit einem leicht überfüllten Magen nach Hause, belastet durch ihr kaum entlastetes Portemonnaie.

Traurig betrachte ich nur den dritten Teil, der, weil er "dazugehören" möchte, hungrig sein Spitzenrestaurant verlässt und klammheimlich einen "Sättigungsnachschlag" an der nächsten Frittenbude konsumiert. Wenn zu letzterem dann allerdings noch der Mut fehlen würde und man hungrig ins Bett ginge, wäre das Desaster komplett.
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Tag 13

Profilkurstag. Heute habe ich im Rahmen des Profilkurses der Stadtmission einen Abend "Erwartungen an die Gemeinde" gestaltet. Es ist immer wieder interessant. Die Teilnehmer waren aktiv dabei und das war richtig gut. Kompliment.

Im Anschluss habe ich endlich die erste Folge der 7. Staffel von NCIS gesehen. Im TV könnte ich bisher dreimal feststellen, dass Ziva auf einem Frachter gefangen war - die letzte Folge der 6. Serie - und nie ist es mir bislang gelungen die Fortsetzung anzuschauen. Inzwischen war ich so frustriert, dass ich mir spontan die DVDs der Folgestaffel besorgt habe. So hat sich nun eine völlig unwichtige Wissenslücke geschlossen.
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Tag 12

Ich bin im Besitz von Pfeifentabak! Jetzt ist richtig Urlaub - ich bin nämlich Urlaubsraucher (oder besser Urlaubspaffer). Im Urlaub paffe ich gern meine Pfeife. Glücklicherweise lesen nur wenige meinen Blog. Ansonsten wäre der Aufschrei der vereinigten Moral- und Gesundheitsapostel unüberhörbar. Aber ich pfeife auf sie - im wahrsten Sinne des Wortes.

Nein, ich rede nicht dem Rauchen das Wort. Nein, ich bin nicht so blöd, dass ich die Folgen regelmäßigen Tabakgenusses nicht klar sehe. Aber ich sehe auch die Gefahren übermäßig fetter Nahrung, ich sehe auch die Gefahren für Fleischesser, wie die Gefahren für Vegetarier und Veganer. Ich sehe die Gefahren von Sportvermeidung und die von übermäßigen Sportbetreibung sowie von was nicht allem - wir leben in einer lebensgefährlichen Welt. Machen wir uns der Verantwortung bewusst, die wir für uns und andere tragen.

Andererseits bin ich fest überzeugt, dass Schwarzweißmalerei ein Grundübel ist. Ich setze gern Zeichen dagegen. Jedoch keine Trotzkopfzeichen. Milde Anstöße, leichte Einsprüche. Ja, ich rauche, aber nur selten; ja, ich trinke Alkohol, aber nur mäßig (jedenfalls meistens), ja, ich rase gern auf der Autobahn, aber nur wenn sie trocken und frei ist ...

Wer gegen Windmühlenflügel kämpft, weiß nicht wo seine eigentlichen Feinde sitzen und das scheint eine unserer Nöte zu sein. Mein Schlüsselerlebnis ist und bleibt die Erfahrung mit der Prohibition in Amerika. Sie war das Wachstumshormon der Mafia. Feldzüge schweißen Feinde zusammen, vernünftige Lösungen benötigen dagegen mehr Verstand, gründliche Planungen und viel Zeit, können aber erheblich nachhaltiger sein. Überzeugung gewinnt Freunde, Verbote reizen zum Tun (und nur widerwillig zum "Lassen"). "Was verboten ist, das macht uns gerade scharf", singt Wolf Biermann. Recht hat er. "Weiße Socken sind völlig out", sagen die Modezaren - seit ich das weiß, trage ich sie mit großer Begeisterung.
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Tag 11

Eigentlich ein ganz normaler Tag, aber ich möchte jeden Tag als besonderen Tag erleben. Da ich (noch) nicht senil bin, weiß ich wohl, dass das mehr als ein ambitioniertes Ziel ist, eher ein illusionäres. Nun schön, es geht nicht zu 100 Prozent, aber wenn ich Tage bewusst wahrnehmen will, muss ich meine Erwartungen hoch ansetzen.

Nun ja, was war mithin am Dienstag los? Wir haben uns einen Alhambra angeschaut - tolles Auto, aber arg lang. Als Ersatz für den Polo wohl ein klein wenig überdimensioniert. Mein Vortrag für den Donnerstag - Profilkurs der Stadtmission - ist jetzt im Großen und Ganzen überarbeitet. Und dann war da noch das mächtig-gewaltige Gewitter am Abend. Draußen wurde alles "tiefengewässert".

Wäre es eine Alternative nicht das Außergewöhnliche zu erwarten, sondern das Besondere zu erkennen? Wer seine Tage bewusst erlebt und sei es nur im Nachdenken über jeden einzelnen, über seine Highlights, hat die Chance seinen "grauen" Alltag ein wenig lebendige Farbe zu verpassen. Und möglicherweise, erkennt man bei genauerem Hinschauen, die gestaltende Hand Gottes - aber das erfordert einen speziellen Blickwinkel.
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Tag 10

Was für ein schöner sommerlicher Montag - wie selten konnte ich in der Vergangenheit so etwas genießen. Im Schatten liegen, Weizenbier trinken und vor sich hin dösen. Malerisch. So ganz nebenbei haben wir dann noch das riesige Zeltdach abgewaschen - es trocknete wunderbar in der Sonne und selbiges am Abend eingeräumt. Eine Frage hat mich heute noch bewegt: Sollte ich vielleicht mal die Ex-Kollegen grüßen - per E-Mail oder so? Wann macht man das als Privatier? ... Ach nö, das hat noch Zeit, möglicherweise erst während der Urlaubsexkursion oder danach. Man soll die arbeitende Bevölkerung nicht zum Neid verführen und sie lieber in Ruhe schaffen lassen. Das verbessert die Arbeitsmoral.
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Tag 9

Sonntag. Kirche - Brunch - Terrasse - Rotwein. Welch ein Wetter! Meine Freude gilt allen Berufstätigen, die diesen Tag auch genießen können. Herzlich willkommen im Reich des Otiums. Ich habe einiges über Bonhoeffer gelesen - das Kapitel über Deutschland im 2. Weltkrieg, als die Verfolgung der Bekennenden Kirche einen Höhepunkt erreichte, die Judenverfolgung grausamste Ausmaße annahm und die Front in Russland zusammenbrach. Es ist schrecklich sich diesen ethischenTiefpunkt deutscher Geschichte vor Augen zu führen.

Parallel dazu baut mich Haim Hillel Ben-Sasson mit seiner "Geschichte des jüdischen Volkes" wieder auf. Die Anfänge sind - auch angesichts aktueller archäologischer Funde - sehr spannend. Es ist schon stark, wenn sich ältere absonderliche theologische Gedankengebäude über die Entstehungsgeschichte in Luft auflösen bzw. ihr Profil verlieren und in ihrer Bedeutung eine Schrumpfkur absolvieren.

Dem Sonntag wird ein Montag folgen - na und? Who cares? Wunderbar!!!
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Tag 8

Nachtrag. Woran erkennt man Nachträge? An der Uhrzeit - 22:0x signalisiert die verspätete, also bei mir übliche, Abfassung des Beitrags. Am Samstag gelang es mir meinen Drucker zu überzeugen, dass er wieder Aufträge aus dem Netzwerk annahm und ausführte. So konnte ich die nach langer intensiver Suche gefundenen Hotelbuchungen sicherheitshalber ausdrucken sowie die Korrespondenz des Reisebüros mit uns.

Außerdem werden die Probleme schwerwiegender wenn man zu Hause weilt. Was ist schon die Formulierung einer Pressenotiz gegen die bedeutungsschwere Frage: Warum nutzen die Vögel die extra für sie beschaffte Tränke nicht? Man konzentriert sich halt auf die existentiellen Nöte des täglichen Lebens (Winking.
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Woche 1

Kurzes Fazit: 1. Arbeitszeit kann man ansparen - die Zeit nicht, sie vergeht genauso schnell, aber es (das Vergehen) macht mehr Spaß. 2. Die Wochentage, bis auf den Sonntag, verlieren ihre Konturen. 3. Man könnte aus jedem Tag etwas Besonderes machen, doch hier zahlt sich Sparsamkeit aus, denn es wäre schrecklich wenn das Besondere zum Alltäglichen mutieren würde - die Jagd nach dem besonders Besonderen wäre eröffnet.

Tag 7 war ansonsten der Tag des gemächlichen Zeltabbaus mit der Lehre, dass es möglich ist aus dem Einfachen ein kleines Event zu gestalten. Wenn das nur immer gelänge!
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Tag 6

Ein schöner Tag. Vormittags rufen Freunde an, ob sie heute ihren Geburtstagsgutschein einlösen könnten (überjährig). Okay, Cabrio startbereit machen, Dach öffnen, Freunde abholen, einladen und ab geht die Post. Die Tour führt quer durch den Elm, an Lutterspring vorbei, den Tetzelstein touchiert (fast) und ein kurzer Stopp an einer hochinteressanten Kirche (leider verschlossen) in Dettum. Weiter geht's nach Wolfenbüttel - kenne ich bisher nur vom Durchfahren - einer malerischen Stadt zwischen Braunschweig und dem Harz. Mitten in der Fußgängerzone finden wir eine beeindruckende Pizzeria oder besser gesagt ein beeindruckendes italienisches Restaurant mit sehr moderaten Preisen. Faszinierend. Die Hauptkirche Beatae Mariae Virginis überzeugt als erster Großkirchenbau des Protestantismus und verdeutlicht den Übergang vom katholischen Denken zur protestantischen Auffassung.

Die Rücktour führt quer durch die Landschaft nach Rottorf ins "Gudhorst", einem ehemaligen Café (leider geschlossen), Seminar- und Landhotel (keine Ahnung, ob noch Gäste aufgenommen werden, Gruppen werden aber geführt) und vor allem einem Projekt für umweltfreundliches Bauen und Wohnen. Es liegt malerisch in die Landschaft eingebettet. Im Eiscafé (und Trattoria) Berto in Velpke findet der Ausflug mit einem "kleinen" Eisbecher seinen Abschluss. So (oder ähnlich) stelle ich mir mein Privatisieren künftig vor.
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Tag 5

Welch ein Stress: 3 Termine an einem Tag. Das ist zu viel für einen Privatier! Wie soll man da in Ruhe privatisieren? Und das Ganze begann mit einer Rückenschule. Hey, ich bin über 60 und da soll mein Rücken noch zur Schule? Wow, war das anstrengend und dabei "verwöhnte" uns heute eine Azubine mit leichten Übungen, bemerkte meine Frau. Meine Muskeln dagegen sind zurzeit gar nicht froh gestimmt, sie wirken eher ein wenig verkrampft.

Abschließend noch ein K(r)ampf mit einem Schmuckstück japanischer Fertigungstechnik. Kabel Deutschland kam auf die glorreiche Idee Kanäle im Kabelnetz zu tauschen und meine Eltern - gemeinsam mit ein paar Millionen anderer "Technikfans" - saßen vor schwarzen Fernsehern. Also frisch ans Werk, Sendersuchlauf, Kanalliste neu sortieren und fertig. Bei Panasonic kein Problem. Aber Toshiba! Als Frucht jahrelanger Versuche einer unendlichen Zahl fachlich höchstqualifizierter Ingenieure ist es diesem Technologiekonzern endlich gelungen einen Sendersuchlauf auf zwei bis drei Stunden auszudehnen. Respekt. Andere sind in 3 bis 10 Minuten damit fertig. Toshiba mein Otium-Medium! Ohne Muße ist man völlig verloren.
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Tag 4

Waschtag. So ein Zeltaufbau ist richtig nett: die Kollegen kommen, helfen mit, danach wird gegrillt - der Zeltabbau dagegen und heute war so ein Tag, ist doch etwas trist, vor allem, wenn das Partyzelt zwei Monate draußen stand und eine grau-schwarze Deckschicht angenommen hat. Klatschnasse Zeltseiten sonnten sich nach der Intensivreinigung auf der Leine und ein alleingelassenes Zeltdach träumte in zwei Meter Höhe von trockneren Zeiten. Laubes waren gleichfalls klatschnass (und fertig) - nicht immer ist das Baden an Sommertagen ein Vergnügen.
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Tag 3

Ein besonderer Tag - ein Montag fast wie ein Sonntag - geht zu Ende. Ja, solche Montage habe ich im Prinzip schon öfter erlebt, im Urlaub, als Festtage und bei Krankheiten, aber dieser Montag hat eine Unendlichkeitsperspektive. Er markiert eine neue Epoche, die bis zum Beginn (meiner) Ewigkeit andauern wird, allerhöchstens mal kurz unterbrochen von Aushilfstätigkeiten, die ich aber zurzeit weder sehe noch anstrebe. Leute, es ist einfach ein geiles Gefühl, unbeschreiblich, so eine Art innere Zufriedenheit, die ganz, ganz langsam an die Oberfläche kommt, sich ins Bewusstsein "schiebt".

Ein weiteres Symptom ist die Feststellung, dass ich, als ich meinen Optiker aufsuchte, mein "altes" Bürogebäude fast neutral als Gebäude wahrnahm und kaum mehr eine persönliche Beziehung, außer einer immer freundlicher werdenden Erinnerung, verspürte. Andererseits können Zeitungsartikel über meine Firma immer noch besondere Emotionen in mir wachrufen, aber da geht es ja meist auch um Personen und die vergisst man - Gott sei Dank - nicht so schnell.

Ab und an gab es tatsächlich Situationen da haben mich Rentner geärgert, die ausgerechnet mittags oder nach Feierabend einkaufen (obwohl sie "den ganzen Tag" Zeit haben). Jetzt habe ich die Fronten gewechselt! Rentner, ihr habt meine volle Solidarität. Adelante, wir kommen! Wer bis 10 schläft, gemütlich frühstückt, Zeitung liest, kommt halt erst um 12 zum Einkaufen. "C'est la vie", wie der Franzose völlig zu Recht feststellt.
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Tag 2

Wieder einmal hat sich eine Computerweisheit bestätigt: Wenn man nicht weiterkommt, einfach liegen lassen, drüber schlafen und erneut versuchen. Klappt es dann immer noch nicht, von vorn beginnen. Irgendwann stellt sich erfahrungsgemäß die Erleuchtung ein. Beim Stadtmissionsauftritt hatte ich aber eine extrem lange Leitung. Ende Mai (!!!) funktionierte ein Link zum Newsticker nicht mehr. Nach einem Monat nahm ich die Herausforderung an und hatte gleich eine falsche Idee. Insofern führten alle Recherchen ins Lösungs-Nirwana - wer Wolfsburg in China sucht, ist halt ebenso lang wie erfolglos beschäftigt. Woran lag's wirklich? Ganz einfacher Lösungsweg: eine andere Seite suchen, die den Newsticker enthält, Quelltext einblenden, sich durch den Java-Dschungel hindurchtasten bis man auf den adäquaten Link stößt, vergleichen und schwups die Erkenntnis - die Domain hat sich verändert. Welch eine erfrischende Idee der Newsverbreiter! Aber okay, alten Link sichern, danach korrigieren und siehe da, alles klar. Schön wenn mit Blindheit Geschlagene wieder sehen können.
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Tag 1

Jetzt bin ich Privatier. Im Berufsalltag konnten die grauen Männer ("Momo" - äußerst empfehlenswert für alle Stressgeplagten) mir unbemerkt meine Zeit rauben. Die Runde ging an sie. Die Kindheit ging dagegen an mich. Nun ist die entscheidende dritte Runde eingeläutet. Der Ausgang ist ungewiss. Mit einem ruhigen Samstag bin ich in die Offensive gegangen. Konsequenz ist das, was zählt - Freiheit ist bekanntlich eine Geisteshaltung und kein äußerer Umstand.
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