Tag 22

Einer der denkbar schlechtesten Morgenstarts: das Portemonnaie mit Papieren und wichtigen Kreditkarten ist weg. Scheinbar spurlos verschwunden, Verzweiflung macht sich breit - besonders bei mir. Dann der erlösende Aufschrei meiner heißgeliebten, durch nichts und niemand ersetzbaren Ehefrau: "Ich hab's gefunden!!!" Von ganz ganz unten rappelt sich die Stimmungslage wieder altersgemäß langsam auf und endet im aus tiefstem Herzen bejubelten "Halleluja - Gott sei Dank!!!!" Das Morgengrauen hat eine ganz neue Bedeutung erlangt.

Professionell und äußerst aufbauend war dagegen unser Frühstück mit frisch zubereitetem Rührei - erstaunlich was ein ***-Hotel so hervorbringt, da können sich manche '****-Residenzen ein Stück abschneiden. Auf zum Flughafen, schnelles Check-In, geduldstrapazierende Handgepäckkontrolle mit persönlicher Kellenabtastung, pünktlicher Start, schneller Flug mit angeblich essbarem Snack und schon waren wir in Bergen und ruckzuck in den Hafen transferiert. Ein kurzes Einchecken bei den Hurtigruten, eine Powerpoint-Präsentation als Sicherheitsunterweisung (mit deutscher Sprache unterlegt, aber alle relevanten Informationen in norwegisch und englisch) und schon durften wir nach der landestypischen Handdesinfektion die Polarlys betreten.

Das Schiff, seit 1996 im Dienst, macht einen ausgezeichneten Eindruck. Unsere Kabine, zugegeben nicht die Kleinste, aber auch nicht die Größte, hat uns auf den ersten, zweiten und dritten Blick gefallen - wir waren zu Hause angekommen. Auch nach einem gründlichen Rundgang durch fast alle Decks blieb der positive Eindruck bestehen - hier sind wir gut aufgehoben.

Das Abendessen gab es diesmal ohne Platzreservierung, dafür mit Warteschlange vor dem Speisesaal. Der Restaurantchef muss seine Ausbildung noch in der ehemaligen DDR absolviert haben: "Sie werden platziert."

Nach dem Ablegen ein Hinausgleiten in Richtung Norden bei zunehmender Dunkelheit, am Land funkeln die Lichter, die schwarzen Konturen der Berge bilden dazu einen unvergesslichen Kontrast. Zu allem Überfluss wartet noch ein Fläschchen Sekt in der Kabine, perfekt untergebracht in einem silberglänzenden Sektkühler, der trotz später Stunde eine perfekte Trinktemperatur sicherstellt. Welch ein Tag!
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